Bauch raus! Oder: Scheiß auf den After Baby Body!

„Und, passt du schon wieder in deine alten Jeans?“. Verdammt. Ich hab’s schon wieder getan. Ich hab einer weiteren Freundin, die eine Woche vor mir ihr Kind bekommen hat, ein SMS geschickt und gefragt, wie es ihr mit ihrem After Baby Body geht, während ich in Unterwäsche vor dem Spiegel stehe, meinen Bauch wiederholend einziehe und rauslasse.

Schon bevor ich Mutter war, fand ich diesen Postpartum-Körperwahnsinn nicht nachvollziehbar. Mehr noch: Gestört. Eine Frau, die gerade ein Kind zur Welt gebracht hatte – was sollte ihr Ansporn sein, zwei Wochen, oder besser noch zwei Tage nach der Geburt auszuschauen wie vor der Schwangerschaft? Und wie – um Himmels Willen – soll das logisch betrachtet überhaupt gehen? Und noch einmal: Wozu?

„Ich bin gerade dabei, abzunehmen.“

Jetzt bin ich Mama und gestresst, weil mir momentan gerade genau zwei Leggings passen. Die Jeans, die ich besitze, bleiben teilweise am Oberschenkel stecken. Und viele meiner Pullis, die vorher Oversize waren, sitzen jetzt eng, sehr eng. Ich ertappe mich dabei, dass ich meinen Bauch ständig einziehe – teilweise sogar daheim auf der Couch. Wenn ich jemanden zum ersten Mal nach der Geburt treffe, sage ichständig Sachen wie: „Ich hab noch fünf Kilo mehr als vorher.“ – „Ich durfte sechs Wochen lang keinen Sport machen.“ – „Bitte schau mich nicht an, aber das ist die einzige Hose, die mir aktuell passt.“ – „Der Körper braucht Reserveren für die erste Zeit mit Kind.“ – „War ja klar, dass ich einer derjenigen bin, der es das Gewicht nach der Geburt nicht wie von allein runterreißt.“ – „Ich bin gerade dabei, abzunehmen.“ Meist sage ich solche Sätze aus dem Nichts heraus. Damit mein Gegenüber weiß, dass ich weiß, wie es um meinen After Baby Body bestellt ist. Ich rechtfertige mich ungefragt. Wozu eigentlich?

Bis vor Kurzem war ich in meiner Newborn-Bubble und da waren mir Bauch, Cellulite und Hängehintern komplett egal. Dann, urplötzlich und einfach so, kam ein Punkt, an dem mein Hirn befand: „Jetzt bist du schon lange genug nicht mehr schwanger, um wieder wie vorher auszuschauen. Wieso schaust du nicht wie vorher aus? Wirst du je wieder wie vorher ausschauen? Oder wirst du ein Leben lang in diesen zwei Leggings herumlaufen??? DU WIRST EIN LEBEN LANG IN DIESEN ZWEI LEGGINGS HERUMLAUFEN!!!!“ Aus Frust esse ich Kuchen. Einen ganzen Kuchen. Einen Kuchen, der für mich und meinen Freund gedacht war. Er bekommt kein Brösel davon.

Wieso mache ich mir wegen meines After Baby Bodys so viel Druck?

Ich weiß es nicht. Und vor allem finde ich’s schade und traurig. Weil es mich – auch schon vor meiner Schwangerschaft – viele Momente der Unbeschwertheit gekostet hat. Und noch mehr schade und traurig finde ich’s, wenn ich mir denke, dass es meiner Tochter vielleicht einmal ähnlich ergeht. Ich möchte, dass sie es sich beim Eis und Pasta essen mit Freunden und Freundinnen schmecken lässt, auf Fotos aufrichtig lacht und nicht darüber nachdenkt, welche Pose am vorteilhaftesten ist. Ich will nicht, dass sie auch nur ein einziges Mal ihren Bauch einzieht, weil sie denkt, sonst nicht hübsch genug zu sein. Eigentlich will ich, dass sie sich über ihr Aussehen so wenig Gedanken wie möglich macht und dafür das Leben ausgiebig und groß feiert.

Deshalb hab ich mir geschworen, meine Figur nicht mehr zu thematisieren. Nicht in Unterhaltungen mit anderen und auch nicht in Gesprächen, die ich mit mir selbst führe. Und wenn das Thema doch wieder auf den Tisch kommt, tausch ich’s gegen einen fetten Bananen-Split. Oder einen Kuchen, der für mich und meinen Freund gedacht ist. Und er bekommt … Eh schon wissen. Mahlzeit!