Hast du noch Pläne oder bist du schon Mama?

Ich hatte es mir gut ausgerechnet und hatte einen super Plan: Ich wollte zwischen Weihnachten und Silvester entbinden. Dann würde ich mit meinem Freund am 31. auf dieses aufregende Jahr mit einem Mini-Schluck Sekt anstoßen und sagen: „Auf ein noch viel bunteres und genauso spannendes 2022!“ Er würde „Santé“ sagen, wir würden uns küssen, währen die Bummerin ein neues Jahr und für uns einen neuen Lebensabschnitt einläuten würde.

Anfangs war ich dem Datum gegenüber skeptisch, weil ich selbst am 28. Dezember Geburtstag habe und es als Kind immer ziemlich mühsam fand, dass die meisten da mit ihren Eltern auf Ski-Urlaub waren und ich Sommerparties seit jeher cooler fand. Am meisten hasste ich es aber, wenn mir jemand ein Buch zu Weihnachten schenkte und dazu sagte: „Ist auch für deinen Geburtstag!“. Oder umgekehrt. Wie hättest du’s gemacht, wenn die beiden Tage nicht so dicht hintereinander liegen würden? Mir zuerst den Einband und ein halbes Jahr später das Innenleben geschenkt?

Nachdem meine Tochter aber so oder so kein Juli-Kind werden würde, beschloss ich, dass sie am 26., 27. oder wahlweise am 29. 12. zur Welt kommen würde. Notfalls würde ich auch meinen Geburtstag mit ihr teilen.

„Ohne Kind im Arm gehe ich nicht mehr nach Hause …“

Tja.

Nur machte ich meine Pläne ohne sie. Weil sie dachte gar nicht daran, an einem dieser Tage zu kommen. Obwohl ich super vorbereitet war. Seit Wochen aß ich täglich sechs Datteln, ließ bei jedem Einschlafen auf mein Kind und mich Affirmationen einprasseln, die vor allem sie überzeugen sollten, JETZT zu kommen und bei jeder Akupunktur-Session im Krankenhaus rodelte ich mit dem gesamten Gepäck (zwei Taschen – eine, die ich schon Wochen zuvor gepackt hatte, eine andere mit Dingen, die ich daheim noch brauchte und jedes Mal aufs Neue einräumte), verkündete am Empfang täglich voller Entschlossenheit, dass ich das Spital dieses Mal nicht ohne Kind im Arm verlassen würde – und trat die Heimreise immer mit riesiger Babykugel an.

Bei jeder Heimfahrt plärrte ich, weil wenn mein Kind jetzt schon nicht auf mich hörte, wohin sollte das noch führen? Und mit jedem Tag, der verstrich, kroch auch noch das unangenehme Gefühl in mir hoch, sie würde eventuell gar nicht kommen und bei uns sein wollte.

„Ich bin eine schlechte Mutter!“

„Ich hab als Mutter schon versagt, ehe ich mein Kind das erste Mal gesehen habe“, heulte ich im Wagen.
„Wie kommst du auf so einen Schmarren?“
„Weil ihr Kopf noch nicht in meinem Becken sitzt.“
„Es ist noch Zeit. Sie braucht eben noch.“
„Aber ich wollte, dass sie Ende Dezember kommt.“
„Sie kommt, wenn sie soweit ist.“
„Ich bin eine schlechte Mutter! Ich spüre nicht, dass sie noch nicht soweit ist und denke nur an mich.“
„Beruhig dich bitte und atme tief durch. Alles wird gut.“
„Cheeseburger.“
„Was?“
„Ich brauche einen Cheeseburger, um runterzukommen. Den einen mit Erbsenhummus. Kannst du bitte kurz bei McDonald’s stehen bleiben? Oder weißt du was: Ich nehme zwei.“
So in etwa lässt sich jedes Gespräch, dass wir auf den Nachhausefahrten hatten, zusammenfassen. (Und erklärt vermutlich auch, warum in den letzten zwei Wochen meiner Schwangerschaft noch flotte vier Kilo zugenommen habe …)

Meine Tochter hielt sich nicht an meine Pläne und kam einfach nicht. Nicht am 26. und 27. Dezember. Auch nicht am 28., 29., 30. und auch nicht am 31. Irgendwann kam sie aber natürlich doch. Nämlich dann, als ich null damit gerechnet habe. Hochhochhochschwanger und ich habe nicht damit gerechnet. Tatsache. Ich hatte mich mittlerweile mit dem Gedanken arrangiert, dass der Spruch „Es ist noch kein Kind drinnen geblieben“ einfach nicht stimmte und ich scheinbar die erste sein sollte, bei der das Gegenteil passierte. All meine Freundinnen, die gleichzeitig mit mir schwanger waren, hatten längst schon entbunden. Gefühlt waren ihre Kinder kurz davor eingeschult zu werden, während ich noch immer mit Beckenschmerzen des Todes durch die Gegend rollte. Ich würde mein Kind bis in alle Ewigkeit in mir herumschleppen.

Schön, wenn du Pläne hast …

Aus Frustration packte ich meine zweite Tasche daher nicht mehr bei diesem einen Kontrolltermin im Krankenhaus. Und als wir im Spital ankamen, erzählte ich dem Personal am Empfang nicht mehr, dass ich ohne Kind im Arm das Spital nicht mehr verlassen würde. Spoiler: Ich verließ das Krankenhaus mit Baby im Maxi Cosi und musste mich bei meinem Freund bedanken, dass er für mich Brille, Zahnbürste, Deo und Ladegerät fürs Handy in weiser Voraussicht doch eingepackt hatte.

Und so lag ich da im Spitalsbett und lernte meine erste Lektion als Mama: Schön, wenn du Pläne hast, aber dem Leben und deinem Kind sind diese herzlich wurscht … Und das ist gut so! Das ist sogar sehr gut so.

5 Kommentare

  1. Zuerst: Gratuliere 🙂 musste lächeln weil du schreibst du hättest gerne auch im Sommer Geburtstag… ich werfe das meiner Mama regelmässig vor 😉 mir und meinem Mann gehts da genauso – haben im Februar Geburtstag und wir haben unsere Schwangerschafen bewusst NICHT auf nen Geburtstermin im Winter „gelegt“ 😉 … muss man zwar etwas mehr planen oder geduldig sein und noch „warten“ .. aber dafür wird mit den kids nun im Sommer gefeiert… wundert mich, dass du trotz eigener Erfahrung genau (um Weihnachten…) „diesen“ Zeitpunkt gewählt hast 😉 dafür bin ich zu sehr „Projektleiter“ …und zu stur 🙂 und ja… die Kinder legen keinen Wert auf top Planung… für Anton war der Termin 16.9.16 …für Marie: 8.8.18 und nun habe ich den Termin am 16.6. … aber Anton und Marie sind früher gekommen- da hilft dann die ganze top Planung nichts 😉
    Viele Freude mit deiner Tochter und eine wunderschöne erste Kuschelzeit!! …und lass dich nicht zu sehr stressen… ich weiss sagt sich leicht… beim ersten Kind ist einfach alles stressig…kaum zu glauben dass beim zweiten alles anders ist und man plötzlich zeit für alles hat (kochen..spielen…putzen…spielplatz, Beschäftigung mit kind 1…usw…) lg Carina

    Antworten

  2. Gratuliere zur Geburt deiner Tochter. 😍 Toller Beitrag, kann find mich da selber wieder, denn wenn ich da in die Zukunft Blicke, wenn ich irgendwann Mal ein Baby bekomme, hab ich bestimmt zum Schluss hin auch keine Geduld mehr.. wenn ich etwas will dann sofort wenn ich es will. 🤷
    Aber wie sagt man so schön „gut Ding braucht Weile“
    Wie schon gesagt alles liebe eurer Familie und schöne Kennenlernzeit.

    Antworten

  3. Gratuliere von Herzen 🥰
    Es ist einfach immer wieder ein Genuss deine Zeilen zu lesen 🤣

    Antworten

  4. Gratuliere zum Baby 🧸🎀
    Schön zu lesen dass ich nicht alleine und nicht die einzige bin, die Pläne hat die ihre Kinder nicht so sehen.
    Also – ich habe 3 Mädchen geboren. Sie sind nun 26, 22 und 18 (29.Dezember 😅🙈) und ich kann dir sagen, deine Pläne sind das ganze Leben deine. Deine kleine Maus hat ihren eigenen Kopf und Rhythmus und das ist perfekt. Denn das zeigt dir dass sie ein selbstständiger eigener Mensch ist und bei der Mama kann’s nur eine tolle Frau werden.
    Du bist die beste Mama wenn du ihre Pläne unterstützt und bestärkst sie vor der Gefahr warnst aber hinter ihr stehst um sie aufzufangen wenn sie ihre Lektion lernt.
    Genießt die Kennenlern Phase zu dritt
    Alles liebe 💕🍀🥂🧸
    Natascha

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert