Dass man das mit dem Planen als Mama oder werdende Mama gleich mal vergessen kann, hatten wir ja schon. Zum Beispiel dachte ich ja auch, dass ich eine super sportliche Schwangere sein würde. Ich hab mich Pregnancy Workouts machen sehen, hab mir von einer Personal Trainerin eigens ein Mom-to-be-Programm zusammenstellen lassen. Und dann war ich im ersten Trimester dauernd saumüde, im zweiten auch und im dritten war der Gang vom Bett aufs Klo schon die Mörder-Challenge für mich. So viel dazu.
Daher habe ich mich extrem auf den Sport nach der Schwangerschaft danach gefreut. Mich endlich wieder g’scheit bewegen. Es war natürlich auch sehr viel Respekt dabei. Weil ich eins und eins zusammenzählen kann, war mir auch klar, dass der Anfang dezent schwierig werden würde. Immerhin hatte ich nicht nur monatelange gar nicht gesportelt, sondern mein Körper hatte auch eine ziemliche Reise hinter sich.
Aller Anfang ist … scheiße …
Das erste Mal Fitness dann … Fitness. Ha ha. Es war eine Stunde spazieren gehen. Und ich war danach hinüber. Komplett k.o. Ausgepowert. Streichfähig. Eines meiner Lieblingsgedichte ist „Stufen“ von Hermann Hesse. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ Von wegen. Nicht wenn man fast ein Jahr lang körperlich nur abgebaut hat und dann versucht, verzweifelt irgendwie an sein altes Fitness-Ich anzuschließen.
„Heute will ich Laufen gehen“, habe ich ein paar Tage darauf meinem Freund verkündet, hab die Sportschuhe und mein Trainingsoutfit angezogen – und wäre nach 30 Sekunden joggen fast zusammengebrochen. Keine Ahnung, was zuerst den Geist aufgegeben hat: Meine Beine oder meine Lunge. Mein erstes Fazit: Sport nach der Schwangerschaft ist nichts für Weicheier.
Ich habe trotzdem weitergemacht. Und mich gesteigert. In Mini-Baby-Steps. Aus 30 Sekunden wurden 45 mit je drei Minuten Geh-Pause dazwischen. Irgendwann nur mehr zwei Minuten Verschnaufzeit. Aus einem Kilometer wurden zwei. Und im Hintergrund immer mein Freund, der mich nach jeder Einheit gefeiert hat, als hätte ich den Ironman geschafft. Der Mensch, der immer wieder zufällig und scheinbar komplett mühelos neue Bestzeiten aufstellt, sich Anfang der Woche fürs Wochenende bei einem Marathon anmeldet, weil wir sonst noch nichts vorhaben und dann die Strecke durchspaziert. Genau dieser Mensch gibt mir nach jedem Run das Gefühl, stark und sportlich zu sein, auch wenn er beim Rückwärtsgehen auf allen Vieren schneller ist als ich beim Laufen. Dementsprechend groß war dann auch meine Motivation weiterzumachen. Ich wollte es ihm beweisen und mir selbst und vor allem meiner Tochter.
Dass es oft die kleinen Dinge sind, durch die man sich groß fühlt …
Mein After Baby Body ist mir noch immer zu 78 Prozent egal. Das ist nicht der Hauptgrund dafür, dass ich wieder mit Sport nach der Schwangerschaft angefangen habe. Sicher … Ich wäre nicht undankbar, wenn meine alte Jeans nicht mehr ganz so eng sitzen und der Speck am Rücken etwas weniger wäre. Ich würde auch nicht nein zu definierteren und schmaleren Oberarmen sagen. Und ein bisschen weniger Cellu wäre auch nicht schlecht. Aber vor allem will ich für mein Kind eine fitte, gesunde Mum sein und ein bisschen was wie ein Vorbild. Ich will ihr zeigen, dass man sich im Leben Ziele stecken, auf die man kontinuierlich hinarbeiten soll, wenn man sie erreichen will. Und dass man auch dann weitermachen soll, wenn’s hart und zach ist – vor allem dann. Dass es oft die kleinen Dinge sind, durch die man sich groß fühlt, weil man dabei über sich selbst hinausgewachsen ist.
Wie zum Beispiel meine ersten fünf Kilometer, die ich nach der Schwangerschaft durchgelaufen bin. Ohne Pause. In einer passablen Zeit. Ich hab tatsächlich geweint vor Glück. Weil ich schon ordentlich stolz bin auf mich. So stolz, dass ich unter Tränen mit einem wildfremden Bauarbeiter eingeklatscht habe. Ich eh schon lange nicht mehr geweint, fällt mir dabei auf … Und mit einem Fremden eingeklatscht hab ich noch gar nie.
Ironman, ich komme! Spaß! Fürs Erste reicht ein Marathon. Spaaaaß! Halbmarathon. Hihi. Spaß. Mein nächster Run wird der zur Tiefkühltruhe. Eis. Hab ich mir verdient.
P.S.: Find ich übrigens auch eine wichtige Botschaft, Nicht immer nur leisten und schaffen und tun, sondern auch mal genießen. Und sich selbst feiern. Und das Leben. Und so viele Anlässe wie möglich finden, die man feiern kann. Also gönn auch du dir was auf meine 5 Kilometer. Champagner, Schoko, neue Schuhe oder was auch immer. Bitte, gerne!